IRIS ADLERHOF
Neubau / Forschung & Lehre / Massivbau / Stahlbau
In Berlin Adlershof wurde zwischen zwei Bestandsgebäuden, den sogenannten Kasernen I und II, der teilunterkellerte Erweiterungsneubau „HU-IRIS“ nach einem Entwurf des Architekturbüros Nickl & Partner errichtet. HU-Iris steht dabei für das Integrative Research Institute for the Sciences IRIS Adlershof der Humboldt-Universität zu Berlin, in dem fächerübergreifend neuartige hybride Materialien und Funktionssysteme mit bisher unzugänglichen optischen, elektronischen, mechanischen und chemischen Eigenschaften erforscht werden. Damit verbunden sind grundlegende Untersuchungen zur Struktur und Dynamik von Materie auf extremen Längen- und Zeitskalen sowie in komplexen Systemen.
Der Neubau, mit einem nahezu rechteckigen Grundriss, grenzt durch Fugen getrennt an die beiden drei bis viergeschossigen Bestandsgebäude an. Die Erschließung des Neubaus, die mit Fertigstellung der Baumaßnahme auch den Hauptzugang für die beiden Bestandsgebäude darstellt, erfolgt über das zentrale Foyer im Erdgeschoss.
Die Nutzung im Untergeschoss und im Erdgeschoss wird hauptsächlich durch Labore erfolgen. Im Erdgeschoss sind zudem Flächen für einen Seminarraum, Gemeinschaftsraum, Cafeteria sowie eine Teeküche vorhanden. Das zweite Obergeschoss wird als Technikfläche und zwischen den Achsen 6-8 als Laborfläche genutzt. Die Dachfläche dient der Erhöhung der Nachhaltigkeit des Bauvorhabens. Sie ist als Retentionsfläche zur Wasserzurückhaltung begrünt und kann nur zu Wartungszwecken begangen werden.
Die Ausführung des Erweiterungsbaus erfolgte vom Untergeschoss bis zum 1. Obergeschoss 1.OG und teilweise im 2.OG als Massivbau in Stahlbetonbauweise. Aufgrund des schlechten Baugrunds wurde zur Reduzierung der Lasten auf die Gründung, das 2. Obergeschoss partiell als „leichte“ Stahlkonstruktion hergestellt. Die Lastpunkte des Stahlbaus stehen dabei über denen des darunterliegenden Massivbaus um aufwendige Transferstrukturen zu vermeiden.
Die Regelgeschossdecken und die Dachdecke im massiven Bereich, wurden als unterzugsfreie, punktgestützte Flachdecken in Stahlbeton ausgeführt. Diese Ausführungsvariante ermöglicht eine hohe Flexibilität im Hinblick auf die Leitungsführung der technischen Gewerke und gewährleistet mögliche Nutzungsänderungen im Laufe der Nutzungsdauer des Gebäudes und damit die Nachhaltigkeit der Konstruktion.
Der vertikale Lastabtrag erfolgt über Stützen und Wandscheiben, die im Regelfall bis auf die Gründung durchgeführt werden. An wenigen Stellen im EG sowie im Untergeschoss werden Abfangungen erforderlich, die standardmäßig durch Stahlbeton-Unter.- bzw. Überzüge realisiert werden.
Die Aussteifung des Gebäudes gegenüber Horizontallasten aus Wind und Schiefstellung erfolgt über eine ausreichende Anzahl an Stahlbetonwandscheiben im Zusammenhang mit den horizontalen Deckenscheiben. Entsprechend den Planungsvorschriften wurde der Neubau dabei als freistehend, ohne Abschattungen durch die beiden Bestandsgebäude, betrachtet. Als Einspannebene für die Aussteifung konnte das Erdgeschoss angenommen werden, da das Untergeschoss aufgrund seiner langen Außenwände als „steifer Kasten“ angesehen werden konnte.
Das Untergeschoss liegt annähernd 4 m im Grundwasser und wurde zur Gewährleistung der Wasserdichtigkeit als „weiße Wanne“ ausgeführt. Aufgrund der hochwertigen Labornutzungen und der damit einhergehenden Nutzungsklasse A*** wurde ergänzend eine Frischbetonverbundfolie angeordnet.
Die Gründung erfolgte je nach Gründungsebene über elastisch gebettete Bodenplatten, die im Erdgeschoss um Einzel- und Streifenfundamente ergänzt werden. Im nicht überbauten Bereich des Untergeschosses reicht das Eigengewicht der Konstruktion nicht zur Sicherstellung der Auftriebssicherheit. Daher wurde die Bodenplatte in diesem Bereich zum Zuganker bzw. wurden auch GeWi-Pfähle mit doppeltem Korrosionsschutz verankert.
Bauherr
Senatsverwaltung für Stadt und Umwelt Berlin
Architekt
Architekten: Nickl & Partner Architekten AG München/Berlin
Eckdaten
11.350 m² BGF
Start 02/2015
LPH 1-6
Leistungen/Merkmale
- Erweiterungsbau zwischen zwei Bestandsgebäuden
- Labor- und Bürogebäude als eigenständiger Baukörper
- Komplexe Bewehrungs- und Schalplanung durch architektonische Details V-Stützen
- Regelgeschosse in Massivbauweise aus Stahlbeton
- Decken als unterzugsfreie, punktgestützte Flachdecke
- Flachgründung mit elastischer Bodenplatte